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Völkerschicksale am Hindukusch: Afghanen-Belutschen-Tadshiken / Burchard Brentjes

Artikelnummer: 4317

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Beschreibung

Ausgabe: Gebunden, 246 Seiten

Verlag: Koehler & Amelang, 1983

Sprache: Deutsch

Zustand: gebraucht, gut

Hinweis: Bitte beachten Sie die Zustandsklassifizierung.


Vorwort:

Die Verse des paschtunischen Freiheitshelden Chuschhal klingen bis in unser Jahrhundert. Auch in den Jahrtausenden zuvor waren Schwert und Bogen, Streitaxt und Speer in den Tälern des Hindukusch am Werke, nahezu untrennbar von Hacke und Pflug, Webstuhl und Schermesser. Der Sohn der Berge ist Krieger, rezitiert die Verse seiner Dichter, und allzuoft wandte sich seine Hand gegen jeden. Ehrenkodex und Blutrache regelten durch Jahrtausende das Miteinander vieler Völker in Zentralasien, das häufig ein Gegeneinander war, ein endloser Kampf um Boden, Wasser und Frauen, in dem immer wieder Burgen und Städte, Dörfer und Festungen in Schutt und Asche fielen und Tausende Menschen unter sich begruben. Leicht wird unter dem Eindruck der Erzählungen über die Kriege vergessen, daß in den Tälern und auf den Höhen zwischen Ozean und Taiga Völker lebten, Bauern und Handwerker hart arbeiteten und Künstler sowie Wissenschaftler oft Großes leisteten. Sie kamen aus vielen Völkern und Stämmen, deren Namen wechselten und deren Reiche entstanden und vergingen. Schwer war und ist der Weg der verschiedenen Völker, die in den heutigen Grenzen Afghanistans leben und ihren Weg aus einer scheinbar endlosen Kette von Kriegen, Eroberungen, Not und Elend in eine neue Zeit suchen. Die folgende Darstellung will der widersprüchlichen Geschichte der Völker folgen, die heute alle gemeinsam den Afghanenstaat tragen. Archäologische Funde, Schriftquellen und ethnographische Befunde lassen ein vorläufiges Bild zeichnen, das noch viele Fragen offenläßt, aber vielleicht doch dem Leser die

komplizierten Verhältnisse am Hindukusch erläutert. Die Grenzen unserer Tage im Herzen Zentralasiens sind neueren Datums, sie trennen vielfach historisch Zusammengehörendes und vereinigen Heterogenes. Die Staatenwelt der Bergländer und Ebenen Zentralasiens läßt sich nicht mit den durch Nationalstaaten bestimmten Verhältnissen Europas vergleichen. Seit Jahrtausenden trieben die Stürme der Geschichte immer wieder Völkerwelle auf Völkerwelle aus dem Norden in die Berge. Manche schlugen über sie hin, nach Indien hinein. Andere brachen sich an den himmelaufstrebenden Kämmen der Berge oder dem verbissenen Widerstand der Bergkrieger. Unzugängliche Berge und entlegene Hochtäler schützten kleine Völkerschaften in den blutigen Jahrzehnten der Völkerstürme vor der Vernichtung, so daß die Karte der ethnischen Einheiten vom Indus bis zum Amudarja wie ein mit Flicken übersätes Derwischgewand anzuschauen ist. Unterschiedlich sind die Sitten und Gebräuche, die Herrschafts- und Eigentumsformen und die Sprachen der Völker und Stämme. Jahrhundertelang beherrscht von Paschtunenfürsten und ausgeschlossen von der Staatsmacht wie dem Kontakt mit der Umwelt, mißtrauen Tadshiken und Nuristani, Ormur oder Pamiri jeder Zentralmacht, mag sie nun konservativ, islamisch oder gar progressiv und marxistisch sein. Oft verstehen sie den Repräsentanten der Zentralregierung nicht einmal im einfachsten Sinn des Wortes, da er eine ihnen völlig fremde Sprache spricht, das Dari des tadshikischen Städters oder Bauern oder das Paschtu der großen Stämme. Noch ist in vielen Dörfern der islamische Prediger der einzige Gebildete, und sein Wissen reicht selten über den Koran und die Sunna hinaus. Ihm ist der Nichtgläubige kaum ein Mensch, «weiß» er doch nicht um Allah — und besteht doch das Menschsein dem Muslim im Wissen um den einen Gott. Unwissenheit ist nicht nur eine Folge der Armut und der Rückständigkeit, sie ist auch ein schrecklicher Wall gegen die eigene Befreiung aus dem Elend. Fürchterlich wirken dann überhastete Schritte der Veränderung jahrtausendealter Strukturen, Schritte, die nicht nur in der Ungeduld nach jahrhundertelangem Leid wurzeln, sondern wiederum im Unwissen über die realen Verhältnisse und die Gesetze gesellschaftlichen Seins. Nur wenige Vorgänge der letzten Jahrzehnte sind in der internationalen Auseinandersetzung in ihren

historischen Voraussetzungen so wenig verstanden wie andererseits im Überfluß in politischen Kommentaren erörtert worden wie die afghanischen Probleme. Der vorliegende Band setzt sich das Ziel, diesen Voraussetzungen nachzugehen. Er hält sich fern von der Schilderung der Gegenwart, nicht, um dieser auszuweichen, sondern um ihr Verständnis zu erleichtern. Der Weg der Afghanen im 20. Jahrhundert ist noch nicht zu Ende gegangen worden und sollte einer eigenen Darstellung wert sein. Geographisch umfaßt der behandelte Raum die Zone vom Indischen Ozean bis zur Steppe Westsibiriens, vom Kaspischen Meer und den Salzsteppen Zentralirans bis in die Ebenen Indiens und an die Berge Tibets — ein Zentralasien etwas anderer Begriffsbestimmung, als sie eingeführt ist. Aber die landläufige Auffassung von Zentralasien als Binnenraum von Tibet bis zur Taiga ist eine Sicht europäischer Prägung, gewissermaßen von den Schiffen europäischer Entdecker herab. Jedoch läßt sich die Geschichte des oben umrissenen Raumes in all seiner Vielfalt nur dann überschauen, wenn sie als Einheit begriffen wird. Ein besonders schwieriges Problem sind die Namen aus vielen Sprachen und Traditionen, die zudem durch verschiedene Umschriften gegangen sind. An-

gestrebt wurde eine phonetisch reproduzierbare Form ohne Zusatzzeichen zu unserem üblichen Schriftbild. Dies kann in der Regel nur eine angenäherte Wiedergabe sein, da viele Laute der Sprachen Afghanistans keine adäquaten Laute in unserer Sprache haben. Da zudem noch manche Schriftformen zentralasiatischer Namen aus verschiedenen

Quellen in der deutschen Sprache heimisch geworden sind, ist eine Einheitlichkeit nicht zu erreichen. Für russische Namen wurde im Text die Steinitzsche Umschrift verwandt, die nur im Literaturnachweis und in den Verzeichnissen durch die bibliothekarische Umschrift ersetzt wurde, um dem Leser die Fortsetzung der Studien zu erleichtern.